p≡p 

Privacy by Default.

Heise-Kommentare funktionieren leider grade nicht – deshalb antworte ich hier

(this is an answer on a German newspaper article, hence it is in German)

Im Editorial zur aktuellen iX schreibt Moritz Förster einiges, was nicht ganz richtig ist. Z.B. über Thunderbird:

Die einst so beliebte Applikation leidet zunehmend unter Nutzerschwund.

Das ist sachlich falsch. Tatsächlich hat Thunderbird soeben vermelden können, zum ersten Mal mehr als 10 Millionen Nachfragen pro Tag zu erhalten. Wir haben auch nicht gegen Mitchells Pläne protestiert. Im Gegenteil, die Diskussion mit Mozillas Führung ist angenehm und fruchtbar. p≡p hat nicht den Anspruch, Mozilla vorzuschreiben, was sie zu tun oder zu lassen haben. Sondern die Idee zu p≡p entstand auf einer Crypto-Party – und das ist kein Zufall. p≡p bedeutet ja grade, das Anwenden von Werkzeugen zur digitalen Selbstverteidigung zu automatisieren, damit man als Benutzer das nicht mehr lernen muss, ja kaum mehr darüber nachdenken.

Auf Crypto-Parties wird sehr häufig Thunderbird gelehrt. Der Grund ist nicht allzu schwierig nachzuvollziehen: Thunderbird mit Enigmail gibt es für alle Plattformen. Dadurch kann man den Besuchern der Crypto- Party eine einheitliche Anleitung geben, egal, ob sie mit einem Mac, einem Windows-Rechner oder aber mit Ubuntu oder einem anderen Linux- oder BSD-basierenden Betriebssystem kommen (einige kommen mit freien Betriebssystemen, schon weil die Linux Users Groups oftmals befreundet sind).

Dadurch kommt der Bezug von Crypto-Parties zu Thunderbird. Und über die Herkunft des p≡p-Projektes kommt p≡ps Bezug zu Thunderbird. Man kann sich nun vorstellen, dass auch wir uns bei p≡p eine Lösung für Thunderbird wünschen, wie es konkret weitergeht – und mit uns wünschen das zig Millionen Nutzer.

p≡p hat sich deshalb entschieden, Thunderbird und Mozilla das Angebot zu machen, das Thunderbird-Projekt nicht nur zu erhalten, sondern ihm auch wieder eine Zukunft zu geben. Und die Reaktion von Mozilla war, dass Mark Surman mit Vertretern des Thunderbird-Councils und uns zusammen gesessen ist, und wir den Plan eines halbjährigen Übergangsprojektes ausgearbeitet haben, in dem klar werden soll, was mit Thunderbird nun konkret passiert. Man muss sich das so vorstellen: Mozilla und p≡p legen beide Geld auf den Tisch, um Thunderbird in eine Form zu überführen, dass das Projekt wieder eine Zukunft hat.

Dieses Übergangsprojekt ist noch nicht gestartet. Der Grund dafür ist, dass sich der Thunderbird-Council, also der Rat der Community, die das Thunderbird-Projekt derzeit trägt, noch nicht darauf einigen konnte. Wir warten auf diese Entscheidung.

Ich weiss nicht, ob wir uns “zu wichtig nehmen”, wenn wir versuchen zu unterstützen, ein freies Softwareprojekt zu stabilisieren, das wieder eine sichere Zukunft benötigt. Zumindest Mozilla scheint uns Ernst zu nehmen.

Zum Thema Fork: Wenn wir sehen, dass Thunderbird wieder auf einem guten Weg ist, steht ein Fork nicht einmal zur Debatte. Einen Fork wird p≡p nur dann durchführen, falls es keinen Weg geben sollte, das Thunderbird-Projekt selbst zu retten. Dabei soll betont werden: an Mozilla oder an p≡p wird das vermutlich nicht liegen, falls dieser Fall eintritt. Aber zu viele Angebote seitens Mozilla oder seitens p≡p sollte der Thunderbird-Council nicht mehr ablehnen, falls er Unterstützung möchte – oder selbst mal einen Plan vorschlagen. Dazu sollte er sich einig werden, in welche Richtung er gehen will: was p≡p vorschlägt, ist – wenig überraschend – Privacy by Default. Wir bei p≡p glauben, dass das der richtige Weg ist, und dass auch ein grosser Teil der Thunderbird-Community das für einen guten Weg hält. Oder etwa nicht?

published Sun, 27 Dec 2015 10:23:04 +0100 #mozilla #p≡p #thunderbird

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